Thema
Untersuchung der Kenntnis und Wirkung von Informationsmaßnahmen im Bereich Mobilfunk und Ermittlung weiterer Ansatzpunkte zur Verbesserung der Information verschiedener Bevölkerungsgruppen
Beginn
01.10.2004
Ende
30.09.2005
Projektleitung
DIALOGIK gGmbH
Zielsetzung
Ziel des Projektes war es, auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Expertise über die Erkenntnisse zur Wahrnehmung und Wirkung der Informations- und Kommunikationsmaßnahmen praxisorientierte Ratschläge für die an der Risikokommunikation beteiligten Akteure bereitzustellen.
Ergebnisse
Das
Forschungsvorhaben bestand aus zwei zentralen Projektphasen.
1. Empirische
Bestandsaufnahme von Studien zur Wahrnehmung des Mobilfunks und
seiner Risiken, Meta- und Medienanalyse
Zunächst wurden vorhandene quantitative und qualitative Studien
zu Wahrnehmung und Bewertung des Mobilfunks ausgewertet. Um die
Kongruenz der Ergebnisse sicherzustellen, wurde mittels einer
Metaanalyse die Übereinstimmung der Befunde überprüft.
Im Rahmen einer Medienanalyse wurden schließlich die relevanten
Akteure der Mobilfunkdebatte und ihre Kommunikationsbotschaften
identifiziert. Diese Vorarbeiten stellten die Basis für die
Entwicklung des Fragebogens und die Moderation der Fokusgruppen im
empirischen Teil des Projektes dar.
2. Untersuchungen zur Informationskultur im Bereich Mobilfunk
Im empirischen Teil des Forschungsprojektes wurden sowohl qualitative
als auch quantitative Verfahren der Sozialwissenschaften eingesetzt.
Im Rahmen einer qualitativen Erhebung sollte herausgefunden
werden, ob und inwieweit es hinsichtlich der Ziele, Inhalte und
Kanäle von Informations- bzw. Kommunikationsmaßnahmen
Übereinstimmungen zwischen den Sichtweisen der Öffentlichkeit
und der Verfasser, Produzenten und Verteiler dieser Maßnahmen
gibt. Dazu wurden fünf Fokusgruppen gebildet. Drei Fokusgruppen
bestanden aus Bürgern, die sich hinsichtlich ihrer
Voreinstellungen zum Untersuchungsgegenstand „Mobilfunkstrahlung“
unterschieden. Eine Gruppe besteht aus unbesorgten Personen, welche
die Mobilfunkstrahlung als eher harmlos bewerteten (Unbesorgte). Die
zweite Gruppe besteht aus verunsicherten Personen, die sich entweder
noch keine Meinung zu dem Thema gebildet haben oder noch
unentschlossen sind (Unsichere). Die dritte Gruppe besteht aus
Personen, die sich besorgt über die Strahlenbelastung durch
elektromagnetische Felder äußern (Besorgte). In der ersten
Expertenfokusgruppe befanden sich Vertreter aus Politik, Medien und
Wissenschaft (Experten I), die zweite Gruppe bestand aus Vertretern
der Mobilfunkindustrie und aus Bürgerinitiativen/
Umweltverbänden (Experten II). Anhand eines Leitfadens wurde in
den Fokusgruppen diskutiert, wie die bisherige Risikokommunikation
beurteilt wird, welche Kommunikationskanäle genutzt werden bzw.
für eine spätere Nutzung in Betracht kommen und welche
Verbesserungsmöglichkeiten zur Kommunikation von den Teilnehmern
gesehen werden.
Des Weiteren wurden konkrete Informationsmaßnahmen der Akteure
Politik (am Beispiel von Materialien des Bundesamtes für
Strahlenschutz), Wissenschaft, Mobilfunkindustrie und
Bürgerinitiativen/ Umweltverbände (Printmaterialien,
Internetseiten) bewertet. Hier konnten sowohl Differenzen als auch
Überschneidungen zwischen den drei Bürger-Fokusgruppen und
den Experten-Fokusgruppen aufgezeigt werden.
Im Mobilfunksurvey 2005 (quantitative Erhebung) wurden
insgesamt 814 zufällig ausgewählte, deutschsprachige
Personen aus der in Deutschland lebenden Bevölkerung interviewt.
Die Erhebung erfolgte durch zwei Stichproben. Die erste im Rahmen
einer schriftlichen, die zweite durch eine telefonische Befragung.
Durch diese quantitative Erhebung konnten auf repräsentativer
Basis Aussagen über die Risikowahrnehmung, den Wissensstand, das
Informationsverhalten, die Risikoakzeptanz und die Bewertung
verschiedener Kommunikationsstrategien gemacht werden. Die Auswertung
erfolgte in zweifacher Weise. Zum einen wurden die Ergebnisse der
gesamten Stichprobe ausgewertet. Zum anderen konnten aus der
Stichprobe anhand einer Reihe spezieller Einstellungsfragen die
Subgruppen der Besorgten, Unbesorgten und Unsicheren herausgearbeitet
werden. Es zeigten sich markante Unterschiede in den drei Subgruppen
hinsichtlich der oben angeführten Aspekte.
Aus den Ergebnissen der Fokusgruppen sowie der quantitativen
Befragung leitet der Bericht Ratschläge und Hinweise an die
beteiligten Akteure für eine verbesserte Risikokommunikation ab.
Der dargestellte Leitfaden richtet sich generell an alle im
Diskussionsprozess beteiligten Akteure.
So ist z.B. die Gruppe der Unbesorgten am ehesten über
kurze, prägnante und einprägsame Botschaften zu erreichen.
Auf Fachjargon ist zu verzichten. Stattdessen sind alltagsnahe
Begriffe zu verwenden. Als dazu passende Kanäle eignen sich die
Massenmedien (v.a. Printmedien) und Produktinformationen wie z.B.
Labels auf Handys. Ganz anders sieht das bei den Besorgten
aus. Generell legen sie ein Misstrauen gegenüber Industrie,
Staat und Wissenschaft an den Tag. Ein-Weg-Kommunikationen sind für
die Gruppe der interessierten, engagierten und besorgten Bürger
nahezu ungeeignet. Hier kann bestenfalls über Dialog und
Beteiligung eine Lernbereitschaft in Gang gesetzt werden. Vor allem
im Rahmen von Standortkonflikten sind als Kanäle kommunale
Informationsveranstaltungen oder Podiumsdiskussionen geeignet, um in
den offenen Kontakt mit den Besorgten zu treten. Zwischen den beiden
Gruppen platzieren sich die Unsicheren. Informationen müssen
abwägend und argumentativ überzeugend formuliert werden,
ohne dabei jedoch zu kompliziert präsentiert zu werden. Die
verbleibenden Unsicherheiten müssen nachvollziehbar angesprochen
werden. Wie die Unbesorgten sind auch die Unsicheren über die
Massenmedien und Produktinformationen ansprechbar. Daneben werden bei
diesem Personenkreis Praxistipps zu Vorsorge und Gesundheitsschutz
entgegen genommen.
Der Abschlussbericht, der auch ausführliche Ergebnisse der
Zwischenberichte enthält, liegt zum Download
als PDF-Datei (1.517 KB) vor.
Fazit
Die Erkenntnisse aus den Fokusgruppen und dem Mobilfunksurvey 2005
unterstützen die Notwendigkeit einer Differenzierung nach
Zielgruppen. Anhand der Ergebnisse werden die zentralen Unterschiede,
aber auch mögliche Gemeinsamkeiten zwischen den Sichtweisen der
verschiedenen Bürgergruppen und der Experten ersichtlich.
Die Erkenntnisse unterstützen die Verfasser von Informations-
und Kommunikationsmaßnahmen bei ihren Bemühungen, die
Kommunikationsziele, -botschaften, -kanäle und -adressaten
sorgsam aufeinander abzustimmen, damit es zu einem funktionierenden
Informationsaustausch kommen kann.
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