Prospektive Kohortenstudie zu Handynutzung

Thema

Prospektive Kohortenstudie zu Handynutzung

Beginn

01.08.2004

Ende

31.05.2005

Projektleitung

Uni Mainz / Uni Bielefeld / DKFZ Heidelberg

Zielsetzung

Es gibt kaum Untersuchungen zu den gesundheitlichen Langzeitauswirkungen des häufigen Gebrauchs von Mobiltelefonen. In einer internationalen prospektiven Kohortenstudie, der sogenannten COSMOS-Studie (COHORT STUDY ON MOBILE PHONE USE AND HEALTH) soll untersucht werden, ob intensive Handynutzung zu einem Anstieg des Inzidenz- bzw. Mortalitätsrisikos für verschiedene Erkrankungen (Krebserkrankungen, Herzkreislauferkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen, Symptome, etc.) führt. Ziel ist der Aufbau einer Kohorte mit ca. 250.000 Handynutzern, davon jeweils ca. 50.000 Personen aus fünf Ländern (England, Schweden, Dänemark, Finnland, Deutschland). Um zu entscheiden, ob auch in Deutschland eine solche Studie nach den internationalen Studiendesignvorgaben durchführbar ist, wurde in einem ersten Schritt eine Machbarkeitsstudie vergeben.

Ergebnisse

  • Die Machbarkeitsstudie hat gezeigt, dass grundsätzlich die Durchführung der prospektiven Kohortenstudie in Deutschland möglich ist.
  • Der Kohortenaufbau ist über Registrierungslisten der vier Netzbetreiber (T-Mobile, O2, E-Plus und Vodafone) realisierbar. Es können Teilnehmer stratifiziert nach Geschlecht, Alter und Exposition gezogen werden. Die Kooperationsbereitschaft der vier Netzbetreiber ist sehr hoch.
  • Die Extrahierung der Daten zur Handynutzung bei den Netzbetreibern ist technisch möglich und kann bei gegebener Probandeneinwilligung von den Netzbetreibern über einen Dreimonatszeitraum jährlich zur Verfügung gestellt werden.
  • Die Erhebungsinstrumente wurden so entwickelt, dass die Verwendung in der Hauptstudie möglich ist. Eine Überprüfung und Freigabe hat durch den Datenschutzbeauftragten und die Netzbetreiber stattgefunden.
  • Daten zur Mortalität können über die Todesbescheinigungen erhoben werden. Für Morbiditätsdaten zu Krebserkrankungen stehen Krebsregister zur Verfügung. Klinikregister sind zumeist unvollständig und ohne Bevölkerungsbezug. Für alle anderen Erkrankungen stehen keine vollständigen Register zur Verfügung, diese müssen über Fragebogen erhoben werden.
  • Im internationalen Verbund kann die prospektive Kohortenstudie geringe Erhöhungen des Risikos nachweisen, auch bei seltenen Krankheiten.
  • Die Machbarkeitsstudie mit 5.000 Probanden zeigte, dass im Prinzip zwei Verfahren der Probandenselektion (Zufallsauswahl über Registrierungslisten der Netzbetreiber oder Einwohnermeldeämter) möglich sind. Die Teilnahmerate war jedoch mit 5% bzw. 12% extrem niedrig. In zwei der anderen genannten Länder betrug diese Rate im Rahmen der dort durchgeführten Machbarkeitsstudien bis zu 43%. Mit ein Grund für die niedrige Teilnahmerate in Deutschland war neben den strengen Datenschutzauflagen vor allem die geringe Bereitschaft zur Teilnahme der angeschriebenen Bürger.

Eine Kurzversion des Abschlussberichts der Machbarkeitsstudie liegt zum Download als PDF-Datei (88 kB) vor.

Fazit

Aus fachlich, methodischer Sicht ist eine Kohortenstudie in Deutschland grundsätzlich machbar und ihre Durchführung von der Bedeutung und Aussagekraft der Studie her zu befürworten. Als stark limitierender Faktor erwies sich jedoch die geringe Teilnahme. Um in Deutschland eine Kohortenstudie mit 50.000 Handynutzern aufzustellen, müssten dementsprechend bei unveränderter Vorgehensweise über eine Million Personen angeschrieben werden. Dies ist derzeit nicht finanzierbar. Trotz der Datenschutzauflagen gibt es Möglichkeiten den Response weiter zu steigern (z.B. Einsatz von Medien und Presse). Es ist damit aber keineswegs gewährleistet, dass auf diese Weise eine Erhöhung der Teilnahmerate um mindestens einen Faktor 4 erreicht werden kann. Dies müsste erst mit einer weiteren umfangreichen Machbarkeitsstudie getestet werden, die jedoch im Rahmen des DMF aus zeitlichen und auch aus finanziellen Gründen nicht mehr verwirklicht werden kann. Das BfS hat sich deshalb dazu entscheiden müssen, zum jetzigen Zeitpunkt über das DMF eine Handykohortenstudie in Deutschland nicht durchzuführen.