Risiken elektromagnetischer Felder aus Sicht deutscher Allgemeinmediziner

Thema

Risiken elektromagnetischer Felder aus Sicht deutscher Allgemeinmediziner

Beginn

01.10.2007

Ende

31.12.2008

Projektleitung

Universität Bielefeld

Zielsetzung

Ziel des Vorhabens war es, anhand einer systematischen Erhebung bei Allgemeinmedizinern in Deutschland festzustellen, wie sich das Thema der elektromagnetischen Felder (EMF) in der Arztpraxis darstellt. Gerade für den Umgang mit Krankheiten oder gesundheitlichen Beschwerden spielen Allgemeinmediziner eine wichtige Rolle. Sie dienen als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Laien für die Weitergabe gesundheitsrelevanter Verhaltensempfehlungen. Im Rahmen einer Umfrage wurde untersucht, wie EMF-Risiken aus Sicht der Ärzte wahrgenommen werden, welche Meinungen bezüglich der Rolle elektromagnetischer Felder bei der Suche nach Beschwerdeursachen von Patienten existieren und welcher Informationsstand bzw. auch Informationsbedarf bei den Ärzten herrscht.

Ergebnisse

Von allen in Deutschland tätigen Allgemeinmedizinern (rund 40.000) wurde eine 7 % (N = 2.795) Zufallsstichprobe gezogen. Die Ziehung basierte auf Listen, die von den regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen im Internet veröffentlicht sind. Zwei Drittel der Ärzte (N = 1.867) wurden mit einem Langfragebogen angeschrieben, der von 435 Allgemeinmediziner (Rücklaufquote 23,3 %) beantwortet wurde. Ein Drittel (N = 928) erhielt einen Kurzfragebogen, der von 456 Ärzten zurück gesandt wurde (Rücklaufquote 49,1 %).

Bei Wissensfragen zum Thema „EMF“ wurde deutlich, dass das allgemeine Wissen der Ärzte hierzu nicht sehr hoch ist. Die Ergebnisse zum subjektiven Informationsstand zeigen, dass die meisten Ärzte ihr Wissen selbst als eher schlecht einstufen (langer und kurzer Fragebogen). Obwohl die Allgemeinmediziner einerseits ein hohes Besorgnisniveau wegen EMF haben und andererseits ihr Wissen zum Thema „EMF“ nicht sehr hoch ist, kannten lediglich 13,5 % aller Befragten die Fortbildungsangebote zum Thema, 57,6 % von diesen haben diese Angebote auch wahrgenommen. Nur 7,7 % der Ärzte nutzen das Informationsangebot des BfS, obwohl über 70 % der Befragten das BfS ebenso wie die WHO als vertrauenswürdig einschätzen.

Circa zwei Drittel aller befragten Allgemeinmediziner gaben an, dass EMF als mögliche Ursache gesundheitlicher Beeinträchtigungen in ihren Patientengesprächen innerhalb des letzten Jahres vor der Befragung schon mindestens einmal zur Sprache gekommen waren. Bei den Konsultationen aus dem letzten Jahr gaben die Ärzte an, dass im Median drei Patienten im Jahr wegen EMF-Beschwerden sie konsultiert hatten. Als Quellen der Beschwerden wurden von den Patienten am häufigsten Sendemasten genannt; zweithäufigste Quelle waren die Handys.

In 72,3 % dieser Konsultationen äußerte der Patient die Vermutung eines Zusammenhangs zwischen EMF und gesundheitlichen Beeinträchtigungen, in 5,8 % der Arzt selbst, und in den restlichen 21,9 % vermuteten Arzt und Patient einen Zusammenhang. In 45,8 % der Konsultationen, in denen EMF als mögliche Ursache von Gesundheitsbeschwerden genannt wurden, wurde eine Schutzmaßnahme vorgeschlagen. Von den genannten Schutzmaßnahmen wurde mit 25,2 % am häufigsten die Entfernung von elektrischen Geräten (39 Nennungen) und mit einem Anteil von 15,5 % (24 Nennungen) am zweithäufigsten ein Umzug empfohlen.

Der Abschlussbericht liegt zum Download als PDF-Datei (534 KB) vor.

Fazit

Das Phänomen der wegen EMF besorgten oder sich durch EMF beeinträchtigt fühlenden Personen ist nicht zu unterschätzen. Bei zwei Drittel der befragten Ärzte sprachen im Median 3 Patienten im Jahr wegen EMF-Beschwerden vor. Laut den jährlichen Umfragen des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (Infas, http://www.emf-forschungsprogramm.de/forschung/risikokommunikation/risikokommunikation_abges/risiko_021.html) fühlen sich ca. 9 % der deutschen Bevölkerung durch EMF als gesundheitlich beeinträchtigt.

Ein beträchtlicher Anteil der Ärzte hat im Vergleich zu der aktuellen wissenschaftlichen Risikobewertung eine zu hohe Risikowahrnehmung bzgl. EMF. Dies kann u. a. auf die selbst geäußerte schlechte Informiertheit der Ärzte zurück zu führen sein. Es gilt, den Ärzten die aktuelle wissenschaftliche Risikobewertung zu EMF näher zu bringen, damit die Ärzte darauf bei ihrer beratenden Tätigkeit zurückgreifen können. Dies vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass die Empfehlungen der Ärzte teilweise erhebliche Konsequenzen für den Patienten haben können.

Das BfS als eine der Institutionen, in die die Ärzte laut dieser Studie ein hohes Vertrauen setzen, wird die Ergebnisse dieser Studie nutzen, um Informationsmaßnahmen gezielt und angemessen auf den Bedarf und die Bedürfnisse der Ärzteschaft auszurichten.